Nagelschmiedkrippen

 

Die Kastenkrippe ist die typische Form der Weihnachtskrippe in der Großregion „Steyr“. Wir kennen sie als „Nagelschmiedkrippe“ (in ihren Krippenkästen sind deutlich die handgeschlagenen Nägel zu erkennen), sie wird wegen ihrer weiteren Verbreitung im Ennstal auch „Ennstaler Kastenkrippe“ genannt. Charakteristisch sind die die verwendeten halbreliefförmigen Loahmmandelfiguren aus dem alten Steyrer Modeln. Die Kastenkrippen hängen als Eckkrippen (hinten spitz zulaufend) im Herrgottswinkel oder stehen als Wandkrippen in Wand- oder Fensternischen. 

 

 

Nagelschmiedkrippe in Privatbesitz von Kons. Dr. Karl Mayer, Garsten. Foto: Kons. Dr. Karl Mayer

  

Der typische Aufbau einer Kastenkrippe: Von seitlichen Felsbänken führen steile Wege mit Geländer aus Draht oder Holzstäben zum Stall im Mittelpunkt der Krippe herab. Der Stall selbst ist meist ein Ruinenstall, oft mit Säulen vor dem Torbogen und mit einem kleinen strohbedeckten Vordach oder mit einem hölzernen Vorbau mit Strohdach. Über dem Stall liegt das Hirtenfell mit dem Verkündigungsengel, die „Hald“ (Hoad) für die Tiere mit ländlichen Häusern, Pferch für Schafe, Holzstoß, Brunnen, Brücken, Wasserfall und dgl. Eckkrippen schließen gerne mit einer geschlossen Stadt (Mauer, Stadttor, Turmwächtern, Häuser) ab, Hald und Stadt gehen einfach in den bemalten Hintergrund über. Auf den seitlichen Felsbänken stehen Schloss und Ruine, etwas tiefer die ländlichen Häuser, Scheunen aus der heimischen Bauweise. Immer wieder werden einzelne Szenen mit geschnittenen, geflochtenen oder gestanzten Zäunen abgegrenzt. In sehr vielen Krippen befindet sich der Einsiedler in oder vor seine Klause mit Kreuz und Betschemel. Die Botanik ist der heimischen Vegetation angepasst.

 

Loahmmandelfiguren: Rund 200 Jahre sind die Original Steyrer Model alt, in den die Loahmmandelfiguren für die Kastenkrippen aus der Zeit um 1800 geformt wurden. Die Halbrelieffiguren wurden bis Ende des 19. JH verwendet und dürften in der Folge unmodern geworden sein. Die Model zu Krippenfiguren werden schon 1901 unter den lokalhistorisch sammlungswürdigen Beständen des 1895 gegründeten städtischen Museum angeführt.*) Nach der Wiederentdeckung der alten Modeln in den 60ger Jahren des vorigen JH werden heute die Loahmmandel vielfach nachgegossen. Da es sich aber um Sekundärabgüsse aus kopierten Modeln handelt, kann die Beschreibung der alten Original-Krippenfiguren die Lücke der Tradition schließen und dem Krippenfreund, der heute seine Krippenfiguren selber bemalt, von Nutzen sein.

 *) Illustrierter Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungs-Kalender 1901, S. 113. Vgl. dazu den Hinweis im Bericht über die Krippenausstellung in Steyr 1923, dass „noch in den Siebzigerjahren (19. JH) die Besitzer solcher Gussformen ihre Tonfiguren zum Brennen“ in die Betriebe der Handwerker brachten. (Kapitel „Alte Steyrer Krippen“, S. 43)

 

 

 

Nagelschmiedkrippe um 1800 in besitze der Justizanstalt Garsten. Foto: Kons. Dr. Karl Mayer

 


Nagelschmiedkrippe von Josef Grab um 1870

 


Nagelschmiedkrippe von Hebrack um 1870

 


Nagelschmiedkrippe von Vev Aigner um1980